Der Staatspreis für Dorferneuerung und Baukultur würdigt “neues Leben in alten Gemäuern”. Die ausgezeichneten Projekte sind beispielgebend für den Erhalt der Baukultur und von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung bayerischer Dörfer. Eines davon, ein 1538 erstmals erwähntes Bauernhaus, steht im oberbayerischen Thaining.
Den Charakter des Bauernhauses zu erhalten, war das Anliegen von Besitzer Wolfgang Püschel. Mehr als ein Vierteljahrhundert renovierte er sein Haus.
Preisträger Wolfgang Püschel aus Thaining hat das bei der St. Wolfgangskirche gelegene „Brummerhaus“, von seinem Architekten anlässlich der Architektouren 2008 als „Messnerhaus“ bezeichnet, 1980 gekauft und bis 2006 in zwei Bauabschnitten renoviert.
Den Charakter des Bauernhauses zu erhalten, war Püschels Anliegen. Dem Lehrer und Historiker, der besonders bei der Sanierung des ehemaligen Wohntraktes viel Eigenarbeit leistete, lag zudem daran, die Struktur des kellerlosen Hauses zu bewahren…
Ein Gang von der Vorder- zu Hintertür gliedert das Haus in der Querachse. Über der Haustür befindet sich eine verglaste Nische mit einer segnenden Christusfigur sowie zwei Engeln. Die Figuren ließ Wolfgang Püschel restaurieren. Küche, Wohnraum und die Schlafräume im ersten Stock haben weiterhin die niedrige Raumhöhe von knapp 1,80 Meter, auch die Raumaufteilung ist unverändert. Passende Holzdecken und ein großer, gemauerter Ofen prägen den Wohnbereich. Zwischen Wohn- und Wirtschaftstrakt befindet sich heute die moderne Haustechnik.
In Tenne und Stall öffnet sich – weit und licht – ein weiterer Wohnbereich auf mehreren offenen Ebenen. Der durch einen Heuaufzug eingesunkene Dachstuhl wurde aufgespreizt und an den nötigsten Stellen gestützt. Hier herrschen heute die Farbe Weiß, eine dezente Möblierung, die erhaltenen, von Hand behauenen Dachbalken sowie Raum für Musikgenuss vor. Drei eingeschnittene Rauten mit Glasbausteinen lassen Licht von oben ein, ein Fensterband sorgt für weiteren Lichteinfall.
Die Außenansicht wurde weitgehend erhalten beziehungsweise wieder hergestellt. Ausgesparte Bretter in der Fassadenverkleidung belichten die zusätzliche Wohnung in der oberen Etage auf der Westseite. Hinter den ehemaligen Scheunentoren liegen große Glastürelemente, die den Blick auf St. Wolfgang ermöglichen.
Das Brummerhaus
Das kinderlos gebliebene Geschwisterpaar Adam und Anna Brummer hatte seinen Besitz – das eigene Haus sowie das später zugekaufte Anwesen „Beim Bodrmachr“, das Wohnhaus des Messners von St. Wolfgang und Rosenkranzmachers, der Kirche vermacht. Diese parzellierte den Gesamtbesitz und veräußerte alles zugunsten von St. Wolfgang 1943. Bis heute wird zu Weihnachten in der Wallfahrtskirche für die „Wohltäter Adam und Anna Brummer“, wie es in den Aufzeichnungen des Ortschronisten Georg Stechele heißt, eine Messe gelesen.
Ulrike Reschke / res
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Erschienen im Landsberger Tagblatt, 10.10.2011