Geklärt: Pflanzen haben bald ausgedient

2002 als Modellprojekt gestartet und mit öffentlichen Mitteln gefördert, läuft Ende 2022 die Genehmigung für die Pflanzenkläranlage in Mundraching aus. Jetzt ist die Gemeinde Vilgertshofen gezwungen, eine Alternative für die Entsorgung des Abwassers aus dem Dorf zu finden. Das Wasserwirtschaftsamt Weilheim fordert den Anschluss an eine zentrale Kläranlage, die liegt in Landsberg, rund 17 Kilometer entfernt. Geschätzte Kosten: rund 900.000 Euro.

Eine Genehmigungsverlängerung für die Kläranlage, zumindest vorübergehend für weitere drei Jahre, wie von der Gemeinde erhofft, gibt es nicht. Deshalb wurde im Frühjahr 2021 eine Studie beauftragt. Sie ergab vier Möglichkeiten. Als wirtschaftlich und technisch am besten umsetzbare befand der Gemeinderat folgende Variante: Stilllegen der Kläranlage, Überleiten des Abwassers unter dem Lech hindurch nach Lechmühlen und von dort Weiterleitung ins Fuchstal. Dies macht den Beitritt zum dortigen Zweckverband erforderlich, der bereits vor Realisierung des Modellprojekts in Erwägung gezogen worden war.

Seit etwa Ende 2020 sei bekannt, dass es keine auch nur vorübergehende Verlängerung geben würden, sagt Bürgermeister Dr. Albert Thurner. „Dass uns das Wasserwirtschaftsamt aber derart das Messer auf die Brust setzt, war herb“, fügt er hinzu. Pikant: Bereits 2000, als Schmutzwasserkanal und Hausanschlüsse in Mundraching gebaut wurden, habe man über den Anschluss ans Fuchstal nachgedacht. „Aber damals wurde die eigene Anlage gefordert und auch gefördert“, sagt Thurner. Probleme mit den Wasserwerten habe es nie gegeben, Betrieb und Unterhalt erforderten aber hohe Anstrengungen. „Die Filter müssen laufend gereinigt werden“, sagte er.

Die Gründe für die Neuorientierung seien vorwiegend wirtschaftlicher Natur, sagt Korbinian Zanker, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Weilheim. Der ordnungsgemäße Betrieb einer dezentralen Anlage erfordere einen hohen Personalaufwand. „Speziell in Mundraching waren auch die Wartungskosten sehr hoch“, führt er aus.

Noch offen ist, wie die Finanzierung erfolgt. Die Entwässerung muss als kostendeckende Einrichtung geführt werden. Deshalb stehen höhere Gebühren für alle Gemeindehaushalte oder Herstellungsbeiträge von den Mundrachingern im Raum – alle Möglichkeiten sollen durch die VG Reichling durchgespielt und im Gemeinderat vorgestellt werden, sagte Bürgermeister Albert Thurner im März.

2000 wurden insgesamt fast zwei Millionen Euro in Leitungsnetz, Kläranlage und Technik investiert. 857.000 Euro flossen an Zuschüssen. Solche können auch für das neue Projekt fließen: Die Richtlinien für die Förderung wasserwirtschaftlicher Vorhaben RZWAS 2021 sieht laut Wasserwirtschaftsamt für eine Verbindungsleitung Zuschüsse von 125 Euro pro Meter vor. „Eventuell ist auch eine Verrechnung mit der Abwasserabgabe möglich“, sagt Korbinian Zanker.

Über eine fällige Sanierung ihrer Biokläranlage denkt die Gemeinde laut Thurner „seit fünf bis zehn Jahren“ nach. Die mit zwei Quadratmeter pro Einwohner berechnete Filterfläche sei für heutige Anforderungen zu gering. „Dass es zu klein konzipiert ist, hat sich recht bald gezeigt“, sagt Thurner. Laut Korbinian Zanker, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Weilheim, waren zur Bauzeit bei Horizontalfilter 5 Quadratmeter pro Einwohner gefordert, bei Vertikalfiltern zwei „Gebaut wurde die Hybridanlage mit 2,5 Quadratmeter pro Einwohner“, sagt er. Und weiter: „Heute sind vier Quadratmeter je Einwohner Stand der Technik.“

Die Anlage in Mundraching ist nach Auskunft aus dem Wasserwirtschaftsamt im Landkreis Landsberg am Lech die einzige in dieser Größenordnung. Es gebe weitere, auf bis zu 20 Einwohner ausgelegte, die jedoch nicht von der Behörde betreut würden. Die Idee der „naturnahen Abwasserreinigung“ sei Anfang der 2000er sehr populär gewesen. „Pilotanlagen haben gezeigt, dass eine Abwasserreinigung ohne technische Belüftung möglich ist“, sagt Zanker, „das WWA wollte sich dieser neuen Idee nicht verschließen“. Die Anlage sei derzeit auch vom Freistaat Bayern mit einem hohen Kostenanteil gefördert worden. „Langzeiterfahrungen lagen damals allerdings nicht vor“, so Zanker.

Das Landsberger Tagblatt berichtete.

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Das in der Nähe des Lechhangs gelegene Betriebsgebäude mit Absetzgruben, zwei vertikalen (Pflanzen-)Filtern und Pumpstation ist laut Planungsbüro in Teilen deutlich sanierungsbedürftig. Derzeit werde das gereinigte Abwasser über die Böschung der Altarme des Lechs in den Fluss geleitet, was nicht mehr genehmigungsfähig sei.

Die favorisierte Variante
Die Überleitung nach Lechmühlen erfolgt durch eine Druckleitung. Sie soll in öffentlichem Grund verlaufen und an vorhandenen Spartenträgern an der Brücke aufgehängt werden. Die Kläranlage soll anschließend zurückgebaut, die Filterflächen renaturiert werden. Eine Pumpstation wird die jetzige Anlage, eventuell jedoch an anderer Stelle, ersetzen. Damit die Kläranlage weiterlaufen kann, muss der Baubeginn noch im Jahr 2022 erfolgen. Eine Übergangsgenehmigung erteilt das Wasserwirtschaftsamt, abhängig „von der Möglichkeit zur Umsetzung der Anschlussvariante“, so Zanker. Die Geltungsdauer werde mit Landratsamt und Gemeinde abgestimmt.

Der Originaltext  von Ulrike Reschke erschien im Landsberger Tagblatt. Er ist urheberrechtlich geschützt. Er darf weder ganz noch auszugsweise von Dritten verwendet werden.