Oldtimer auf Seen-Tour

150 Autos – 20 mehr als sonst – sind bei der Zehn-Seen-Classic Rallye an einem Oktobersonntag 2021 an den Start gegangen. In diesem Jahr fand die in Germering startende und endende Ausfahrt zum zwölften Mal statt. Mit der aktuellen Teilnehmerzahl sei das Limit der Veranstaltung, die an zehn Seen vorbei führt, erreicht – platzmäßig, sagt Dirk Konrad, Pascal Kapp Rallye-Team.

Kapp wies am Gasthof Hotel zur Post in Herrsching die rollenden Raritäten aus acht Jahrzehnten in Biergarten und Parkplatz ein. „In Murnau ging es gerade so aus“, sagte er. Auch dort war er als Einweiser vor Ort. In der Mittagspause seien immer dann gerade Parkplätze frei geworden, wenn neue Fahrzeuge anrollten, sagt Konrad. Das Fahrerfeld startete in 45 Sekunden-Abständen und traf damit nach und nach bei den jeweiligen Stationen und Wertungsprüfungen ein. Beim Postwirt Otmar Walch war die letzte Pause zur Kaffeezeit und die Ausgabe der letzten Bordkarte, bevor es auf die letzte Etappe zurück zu Start und Ziel in Germering ging. „Die guten Kuchen und der Kaffee“ sind es, die Nora Freudenthaler hier besonders lobt.

Zehn Seen Classic Alfa Romeo Giulia Spider 1962 in Blu Celeste

Herbstsonne und Cabrio, am besten im Alfa Romeo

Zusammen mit ihrem Mann Stefan – die Eichenauer sind Liebhaber italienischer Autos – nimmt sie das zehnte Mal an einer von Pascal Kapp organisierten Rallye teil. Die ist heuer die letzte Ausfahrt für die komplett restaurierte Alfa Romeo Giulia Spider, Baujahr 1962, in der Originalfarbe Blu Celeste, einem zarten Hellblau. Die Landschaft sei zu dieser Jahreszeit wunderschön, mit den bunten Herbstbäumen, schwärmt Nora Freudenthaler. „Wenn’s geht, fahren wir offen“, sagt sie. Auch wenn die Heizung in dem italienischen Cabrio nicht die beste sei, räumt Stefan Freudenthaler ein.

Teilnehmen durften Fahrzeuge der Baujahre vor 31. Dezember 1992. Diese Mal waren auch einige jüngere dabei, jedoch alle mit einer „19“ im Baujahr. Zahlreiche Zuschauer lockte die Veranstaltung an, die die wunderbaren Autos von Alfa Romeo, Audi und Corvette über Fiat, Maserati und Ferrari bis VW und Porsche bewunderten. Auch selten zu sehende Raritäten wie ein Maserati Khamsin von 1975 oder ein Ford T Speedster (1926) waren dabei.

Auch eine Replik ist am Start

Rainer Rump und Beifahrer Markus Ruhland waren mit einem Porsche 356 Carrera Speedster dabei. Das Metallicgrün sei keine Originalfarbe, verriet Rainer Rump. Der Speedster ist ein Nachbau, der 2013 aus den USA nach Deutschland kam. Er fahre ihn seit 2016. „Das Auto ist zuverlässig, wenn man nicht rückwärts bei einem Wendemanöver an den Bordstein knallt“, sagt er. Genau das passierte, als er eine der Wertungsprüfungen zu spät bemerkte. Trotz der niedrigen Temperaturen fährt das Team daher offen, der „zerknäulte“ Auspuff sei bei geschlossenem Verdeck schrecklich laut, erklärt Rump.
Georg Hammann liebt an der Zehn-Seen-Classic die entspannte Atmosphäre. „Es kommt hier nicht darauf an, wie viel Geld man hat, anders als bei der Kitzbühler Alpenrallye“, sagt er. Auch an der nahm er bereits teil. Sein Auto, ein schwarzer BMW tii 2002 von 1973 mit zweifarbigen BBS-Felgen, ist ein echter Hingucker und über dreieinhalb Jahre hinweg komplett neu aufgebaut worden. Um das Schiebedach zu erhalten, kaufte Hammann ein zweites, gleiches Modell.

Die Wertungsprüfungen seien anspruchsvoll und enthielten über das Zeitfahren hinaus „tolle Elemente“, sagt er begeistert. So galt es nicht nur klassische Bildersuchfaht-Aufgaben zu lösen, sondern beispielsweise auch Oldtimer-Interieurs auf Bildern zu bestimmen. Wie von der Rallye schwärmt Hammann auch von seinem BMW. „Mit dem Auto bin ich groß geworden“, erzählt er. Die ganze vierköpfige Familie sei in einem solchen Modell von Baden-Baden in die Ferien nach Sylt gefahren, zehn Jahre lang immer wieder.

Dieser Text von Ulrike Reschke erschien am 12. Oktober 2021 im Ammersee Kurier. Er ist urheberrechtlich geschützt. Er darf weder ganz noch auszugsweise von Dritten verwendet werden.