Obst: ein Herz für alte Sorten

Georg Reiber bewahrt Obst und Kräuter vor dem Aussterben

„Es gibt fast keine Sorten, die ich noch nicht hab’“, sagt Georg Reiber. Der pensionierte Landwirt steht zufrieden lächelnd inmitten seines Obstgartens. 40 Sorten Äpfel und 15 verschiedene Birnensorten gedeihen hier, dazu exotische Früchte wie zwei verschiedene Kiwisorten oder Indianerbananen und viele, auch seltene Kräuter.

Ein Landwirt mit Leib und Seele – und Herz für alte, vom Aussterben bedrohte Obstsorten und seltene Tierarten. “Ein Herz für alte Sorten” erschien in der Katholischen Sonntagszeitung.

Georg Reiber liegen besonders die alten Sorten am Herzen. Stößt er im Landkreis auf einen Apfel, der in seiner Sammlung noch fehlt, erbittet er sich einen Edelreiser. Mit diesen im Winter entnommenen Zweiglein veredelt er „Wildlinge“, wild wachsende Apfelbäume, die er von seinen häufigen Waldspaziergängen mitbringt. Manche bindet er mithilfe von Baumwachs und Bast an die schon größer gewachsenen Bäume im Garten seines Hofes. So reifen schließlich an manchen Bäumen vier bis fünf verschiedene Sorten Äpfel oder Birnen wie Jonagold, Geflammter Kardinal, Berner Rosenapfel und Victoria oder die Birnen Conférence, Hortensia und Braune Asienbirne.

Der Selbstversorger
„Die Äpfel, die es in den Geschäften gibt, die hab ich alle im Garten“, sagt Reiber. Die Früchte werden eingelagert – den letzten Apfel aus eigener Ernte verspeiste er an Weihnachten – oder verarbeitet. Vieles schenkt er Leuten, die selbst pflücken, oder bringt die Äpfel kistenweise in den Kindergarten.
Die Pflanze muss zum Boden passen, sagt Georg Reiber. „Kirschen wachsen in Hofstetten nicht“, weiß er aus Erfahrung. Jedoch gedeihen zwei bereits kniehohe Esskastanie in einer Ecke des Gartens. Bäume, die einen zu schwachen Stamm haben oder mit dem schweren Lehmboden nicht zurechtkommen, müssen zugunsten anderer weichen.

Hühner Brahma

Die Tiere helfen mit
Den Boden düngen ganz besondere Hühner, die „Brahmas“. Bis zu den Krallen sind sie gefiedert, weshalb sie nicht in der Erde scharren. Da sie am liebsten die jungen Grasspitzen zupfen, achtet „der Schorsch“, wie ihn im Dorf alle nennen, darauf, das Gras um die Obstbäume möglichst kurz zu halten. Die Schnecken bekämpft er mithilfe von drei Laufenten. Gespritzt wird nicht. Auch zuliebe der vielen Kräuter, die hier wachsen: Ehrenpreis, Enzian, Schafgarbe, Frauenmantel, Baldrian, Beinwell und viele mehr. Vom Aussterben bedrohte Sorten holt Georg Reiber in seine Obhut. Was zuviel ist oder anderweitig gebraucht wird, verschenkt er. Auch für seine Heilkünste verlangt er nichts. Dafür erhält er im Gegenzug dann eine seltene Pflanze für seinen Garten.

Wissen teilen
Sein Wissen gibt Georg Reiber bei Obstbaumschnittkursen weiter und bislang auch bei Kräuterwanderungen. Er glaubt an die Heilkräfte der Natur, weiß alles über Kräuter und ihre Wirkungen und kann mit der Wünschelrute umgehen. Auch verschiedene Hortensien-, Rosen- und Rhododendren – „Bergblume“, nennt er sie – blühen rund um das Haus. Viele eigene Züchtungen sind dabei. Der Garten ist Georg Reibers Reich, der Natur gehört seine Leidenschaft. Für den Bauerngarten mit Gemüse und Blumen sowie die Geranien an der Ostseite ist seine Frau Maria zuständig.
Ulrike Reschke / res

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Erschienen in: Katholische Sonntagszeitung für das Bistum Augsburg, 10./11. Juli 2011