Das Hühnerwunder: neu erlebbar in Schwifting

Jakobstafel mit Kopie wurde in der Margaretenkapelle präsentiert

400 Jahre galt die Schwiftinger Jakobstafel mit der Darstellung des Hühnerwunders als verschollen. Durch den unermüdlichen Einsatz des Ortschronisten und Historikers Dr. Alois Koch ist sie jetzt wieder für die Öffentlichkeit sichtbar.

Historisch Bedeutsames kann durch gründliche Forschungsarbeit und finanzielles Engagement einer Gemeinschaft erhalten werden. Der Artikel über das historische Kleinod erschien in der Katholischen Sonntagszeitung für das Bistum Augsburg.

In der Schwiftinger Margaretenkapelle hängt die originale Jakobstafel zusammen mit einer Kopie von Franz Kugelmann. „Endlich ist die Geschichte wieder begreifbar, weil alles zu erkennen und auch der Text wieder lesbar ist“, freut sich Dr. Alois Koch.

Die aus dem Jahr 1616 stammende Tafel gehörte ursprünglich zum Inventar der Jakobskapelle in Schwifting. Durch schlechte klimatische Bedingungen jedoch war sie zum großen Teil zerstört, das Holz war weitgehend verrottet, Text und Bilder kaum noch zu erkennen. 2,65 Meter breit und 63 Zentimeter hoch ist die oben geschwungene Tafel mit 13 Einzelbildern. Sie zeigen die Legende vom Hühnerwunder, eine zentral angeordnete Votivtafel weist auf den Stifter hin.

Die Geschichte vom Hühnerwunder
Im Landkreis Landsberg ist die Darstellung des „Hühnerwunders von Santo Domingo de la Calzada“ einmalig, ergaben die Forschungen von Dr. Alois Koch. Die Legende berichtet von einer auf dem Jakobsweg pilgernden Familie. In einem Wirtshaus werden sie Opfer einer Intrige, der Sohn wird des Diebstahls bezichtigt und gehängt. Die Eltern pilgern dennoch weiter nach Santiago de Compostella. Auf dem Rückweg kommen sie am Galgen ihres Sohnes vorbei. Er ruft ihnen zu, er sei nicht tot. Die Eltern eilen zum Richter, der gerade zwei Hühner verspeisen will. Der Richter aber sagt: „Euer Sohn ist genauso tot wie diese beiden Hühner.“ Plötzlich flattern die Hühner auf und davon. Der Sohn wird befreit und „der Würth gehenckht“, wie es im Bildtext heißt. Die Familie reist wieder heim, lobt „Gott und St. Jakob“.

Die Jakobstafel sei keine klassische Votivtafel, weist Dr. Koch hin. Im Votivteil, dem größerformatigen mittleren Bildfeld, sei der Votant Hans Sedlmair (Stifter) dargestellt, jedoch nicht die Himmelsmacht, auf die sich der Text bezieht. Darin sei von der Jungfrau Maria die Rede, das Bild zeige aber Jakobus. Der Stifter Sedlmair dankte 1616 mit der Tafel sowie dem vorangegangenen Bau der Jakobskapelle für eine überstandene Krankheit.

Bürgerengagement ermöglichte Gelingen des Projekts
Mit der Konservierung der Jakobstafel, wie vom Landesamt für Denkmalpflege vorgeschlagen, wollte sich Dr. Alois Koch nicht zufrieden geben. Die Geschichte sei zu bemerkenswert, die Bildtafel zu einmalig, um sie den Bürgern vorzuenthalten, meint Dr. Alois Koch. Mit unermüdlichem Einsatz besorgte er Zuschüsse von Vereinen und Stiftungen. Den Löwenanteil für das Projekt steuerten die örtlichen Vereine und Bürger bei, die den Erlös von Dorfgemeinschaftsfesten spendeten.
Ulrike Reschke / res

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Veröffentlicht in: Katholische Sonntagszeitung für das Bistum Augsburg, 04./05.10.2014