Landsbergs letzter Altstadt-Bäcker

Seit dem 17. Jahrhundert wird im Hinteren Anger 341, an der Ecke zur Blatterngasse, nachweislich gebacken. Seit 60 Jahren hält die Familie Fischer diese Handwerkstradition aufrecht.

Der Artikel zum 60. Jubiläum der Bäckerei Fischer wurde am 10. November 2017 im Landsberger Tagblatt veröffentlicht.

Bäckertradition in Familienhand

Seit dem 17. Jahrhundert wird im Hinteren Anger 341, an der Ecke zur Blatterngasse, nachweislich gebacken. Seit 60 Jahren hält die Familie Fischer in dem breiten cremefarbenen Haus die Handwerkstradition aufrecht. Bäckermeister und Konditor Bernhard Fischer, der die gleichnamige Bäckerei zusammen mit seiner Frau Andrea führt, ist einer der letzten seiner Zunft: Er ist der letzte in der Altstadt verbliebene Bäcker, der direkt vor Ort produziert und verkauft. Den Laden mit angeschlossener Backstube hat er 1994 von seinem Vater Anton Fischer übernommen. Zum Start in die Selbständigkeit wurde der Laden umgebaut und ein kleines Stehcafé angeschlossen. Neben der kleinen Theke mit Blick auf die Straße laden bei schönem Wetter zwei Tische vor dem Laden zum sofortigen Genießen der Fischer-Spezialitäten und heißer Kaffeegetränke ein.

Cross und frisch präsentiert sich die frische Auslage in der Theke.

Semmeln täglich frisch bei Bäcker Fischer. Foto: Ulrike Reschke

Runde Kuchen nach Familienrezept

Wie sein Vater vor 60 Jahren bereitet Bernhard Fischer viele Sachen nach alten Familienrezepten zu, beispielsweise süße Amerikaner. Renner sind auch Granatsplitter und Mohnkuchen sowie saftige Rührkuchen mit Öl und runde Kuchen. „Die meisten Bäcker backen nur noch eckige Kuchen auf dem Blech, das ist einfach praktischer“, so Fischer. So sehr ihm die Tradition am Herzen liegt, so gern probiert er Neues aus. In der Auslage findet sich australisches Gebäck oder ein Birnen-Walnuss-Kuchen. Glutenfreies Brot oder zahlreiche süße Teilchen aus eifreiem Mürbteig lassen die Herzen ernährungsbewusster Kunden höher schlagen. Schon seit langem können sie beim Bäcker Fischer auch Dinkelbrot und Dinkelsemmeln ohne Weizenanteil erwerben.
Gelebte Tradition ist im Hause Fischer der täglich frisch zubereitete Brezenteig, der nicht gefrostet wird und lange ruhen kann. „Wir verwenden keine Teiglinge“, betont Bernhard Fischer. Und darin liegt, da ist sich der Bäckermeister sicher, das Geheimnis des Geschmacks. „Unsere Brezen schmecken am Nachmittag noch genauso frisch wie am Morgen“, sagt Bernhard Fischer, „manche sagen, es seien die besten in der Stadt.“ Neben dem Laugengebäck bietet er weiße Brezen an: ohne Lauge, bestreut mit feinem Salz. Spezialitäten wie diese sowie die Tatsache, dass direkt im Haus frisch gebacken wird, stehen bei den Kunden hoch im Kurs. Viele, die nicht zu Fuß oder mit dem Rad kommen können, schätzen die Lage am Hinteranger auf ihrem Weg zur Arbeit und die Möglichkeit, vor der Bäckerei das Auto kurz zum Semmelholen stehen lassen zu können. 90 Prozent seiner Kunden kommen mit dem Auto, sagt Fischer.

Brezen nach Familienrezept, aus täglich frischem Teig.

Sagenhaft: die Brezen von Bernhard Fischer. Foto: Ulrike Reschke

Teamwork ist alles

Die im Haus integrierte Backstube und die kleine Küche ermöglichen, auf Wünsche der Kunden einzugehen. Sandwiches werden den ganzen Tag über individuell belegt. „Die Kalkulation wird damit zwar etwas schwieriger, aber wir machen alles möglich“, sagt Bernhard Fischer. Und ist damit thematisch bei der programmierbaren Kasse, die es nicht mehr ohne weiteres zulässt, einen Preis einzugeben. Doch damit beschäftige sich seine Frau, die alles rund um Computer und Organisation erledigt, sagt er. Fürs Handwerkliche ist er zuständig. Die Ideen haben beide gemeinsam, wenn zum Beispiel zum Ruethenfest oder Stadtfest Stadtweckerl – Roggensemmel mit Stadtwappen – ins Angebot kommen. Manche Ideen aber lassen auf sich warten – wie die Lösung der Nachfolgefrage, die noch nicht in Sicht ist.
Ulrike Reschke (res)

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Vollkornbrote sind in der Bäckerei Fischer besonders gefragt.

Bäcker Fischer setzt auf Tradition und Innovation. Foto: Ulrike Reschke