Großes Herz für alte Gondeln

Luis Weber aus Utting am Ammersee verleiht ausgedienten Transportmitteln aus den Bergen ein neues Leben. Er baut sie um zu Fotoboxen oder Separees für Pop-Up-Restaurants und verleiht mit seinen Einzelstücken Events und Filmsets den alpinen Touch. Er möchte so seine Begeisterung für Gondeln und die Berge mit anderen teilen.

Mit drei Jahren stand Luis Weber das erste Mal auf Skiern. Seitdem hält seine Begeisterung fürs Skifahren, die Berge und die Technik am Berg an: Liftanlagen, Schneekanonen, Pistenraupen. Durch sein Kinderzimmer gondelte eine Modellseilbahn. Heute baumeln Gondeln nicht mehr in der Wohnung, sondern lagern – in Lebensgröße – in einer Halle und im Freien. Mehr als 250 Gondeln von über 100 Seilbahnen in Europa besitzt der 27-Jährige – so viele, dass er bereits einen zusätzlichen Lagerplatz anmieten musste. Zu seinen besonderen Schätzen zählen 1969 gebaute Gondeln aus dem Schweizer Savognin. Die älteste Seilbahnkabine seiner Sammlung ist aus dem Jahr 1945. Sie transportierte einst 30 Personen gleichzeitig auf den Berg.

Luis Weber, Gondelsammler, in seiner Werkstatt
Foto: Ulrike Reschke I Redaktion Reschke

„Das ist wahrscheinlich die weltgrößte nostalgische Gondelsammlung“, sagt er. Ergänzt wird die Sammlung von originalen Pistenplänen, Hinweisschildern, alten Holzskiern,  Projektplänen und Skizzen einzelner Bahnen. Von jeder seiner Kabinen kennt Luis das Baujahr und weiß, auf wie viel Höhenmetern sie gefahren sind. „Ich wäre gern mit den alten Bahnen noch gefahren“, träumt er.

Für seine große Liebe ist Luis Weber in Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz unterwegs, auch um längst ausrangierte Gondeln zu finden, die inzwischen ein Dasein als Gewächs- oder Spielhäuser in privaten Gärten fristen. Ein lang ersehnter Traum ist es noch, eine der im Jahr 2000 ausgemusterten Kabinen der Brauneckbahn (Lenggries) von 1957 zu ergattern.

Begonnen hat seine Sammelleidenschaft 2015, als er als 17-Jähriger einen Doppelsessellift aus dem Zillertal erwarb. Dort machte er oft mit der Familie Skiferien. „Auch ein Sessel ist ja im Grund eine Gondel“, sagt er und grinst. Sein Hobby finanzierte der Jugendliche zunächst durch Verkäufe doppelt vorhandener Modelle. „Das hat mir aber schon bald weh getan“, erzählt er. Schon während seiner kaufmännischen Ausbildung startete er deshalb sein eigenes Business: die Vermietung von Gondeln für Pop-Up-Restaurants, Hotels, Filmdrehs, Marketingaktionen und Firmenevents. Damit machte er seine größte Leidenschaft zum Beruf. Heute setzt er neben dem Upcycling auf Komplettkonzepte inklusive Dekoration, Musikboxen und Beleuchtung, ob für einen Abend oder eine Saison. „Für mich ist es eine Herzensaufgabe, solche Kulturgüter über viele weitere Jahrzehnte zu erhalten und ihnen durch meine kreativen Ideen, mit denen ich Menschen verbinden und begeistern kann, ein zweites Leben zu schenken“, sagt er.

Ein eigenes Business schon als Kind

Die erste „crazy Verkaufsidee“ setzte Luis als Achtjähriger um: Auf dem Uttinger Wochenmarkt verkaufte er selbstgebackene Muffins und Schokocookies. Den Verkaufsstand baute er mit seinem 2018 verstorbenen Vater, der auch Luis‘ Gondel-Leidenschaft unterstützte. Jetzt arbeitet er daran, sein zweites Standbein als DJ mit seiner Firma concept.gondel zu verknüpfen: „Ich träume davon in einer Gondel aufzulegen.“

Alle Gondeln, für die er auch zähe Verhandlungen mit Bahnbetreibern in Kauf nimmt, richtet Luis Weber behutsam her, um ihre Patina zu erhalten. „Man soll sehen, dass sie 40 Jahre oder länger in Betrieb waren“, sagt er. Bewahren möchte er auch den Geist der nostalgischen Stücke. „Wenn man bedenkt, wie viele Menschen hier drin gesessen sind, wie viele Beziehungen hier begonnen und welche Gespräche stattgefunden haben“, schwärmt er.

Wie die gesamte Organisation macht Luis Weber auch die Konstruktion sowie das meiste Handwerkliche selbst. In seine „Culinary Gondeln“, die er an Gastronomen und Hotels verleiht, baute er massive Eichenholztische ein. Getragen werden die Platten von einem Stück 58mm-Tragseil – original vom Hintertuxer Gletscher – das erstaunlich starr und daher optimal als Tischbein geeignet sei. „Ich mag es, wenn es perfekt aussieht“, sagt er. Eine Gondel baute er zur Foto-Box aus, die zum Thema „Berge“ passende Selfies erstellt und für Hochzeiten angemietet werden kann.

Erschienen im März 2025 im Ammerseekurier spezial. Dieser Text von Ulrike Reschke ist urheberrechtlich geschützt.
Er darf weder ganz noch auszugsweise von Dritten verwendet oder kopiert werden.