Ellis Kaut und ihr Pumuckl

Anlässlich des 60. Geburtstages des Pumuckl und des 102. Geburtstages seiner Schöpferin Ellis Kaut im Jahr 2022 zeigt das Stadtmuseum Fürstenfeldbruck noch bis 4. Juni 2023 eine großartige Ausstellung: „Pumuckl und mehr – Ellis Kaut zum 102.“ Großformatige Bilder lassen (unter anderem) die kleine Welt des Pumuckl lebendig werden und den Besucher in Kindheitserinnerungen eintauchen.

Multimedial werden Leben, Wirken und Werk von Ellis Kaut, der Bildhauerin, Porträtistin und Autorin, aufbereitet. Dem Pumuckl ist ein sehr großer Teil der Ausstellung gewidmet, was wunderbar ist. Die viele Jahre schwelenden Streitigkeiten um die Rechte an dem quirligen Rotschopf streift die liebevoll kuratierte Ausstellung am Rande, lässt sie aber nicht unerwähnt.

1962 lief die erste Pumuckl-Folge im Hörfunk des Bayerischen Rundfunks. Schließlich wurde der Pumuckl zu einer Familienangelegenheit, Kauts Schwiegersohn Brian Bagnall illustrierte zahlreiche Bücher und Produkte rund um den Kobold. Ihr Erbe bewahrt heute Tochter Uschi Bagnall.

Hurra, hurra …

Ganz seinem Wesen entsprechend beansprucht der Pumuckl die volle Aufmerksamkeit der Besuchenden. Doch die Ausstellung zeigt – Stichwort „und mehr“ – die Vielseitigkeit seiner Schöpferin, des kreativen Geistes Ellis Kaut, und die Bandbreite ihres künstlerischen Wirkens. Sie war eine genaue Beobachterin und brachte ihre Weltsicht in wunderbaren Bildern und Fotografien zum Ausdruck. Ganze Bildbände sind von ihr erschienen, die Texte zu den Fotografien schrieb Kauts Mann, der Münchener Journalist Kurt Preis. Ein unveröffentlichtes, von der Autorin als einziges selbst mit zauberhaften Aquarellen illustriertes Bilderbuch liegt zum Durchblättern bereit. Es handelt von vertanen Gelegenheiten – und eine solche wäre es, sich nicht die Zeit zum Lesen zu nehmen. Denn das Manuskript birgt viele Überraschungen und Erkenntnisse.

Die Schreinerwerkstatt des Meister Eder

Pumuckl neckt im Museum

Nicht nur beim Schreinermeister Eder gab es den Spuk in der Werkstatt, es gibt ihn auch im ersten Stock des im Kloster Fürstenfeld gelegenen Museums – inklusive des berühmten Leimtopfes, an dem der Pumuckl kleben blieb und so für den Werkstattbesitzer sichtbar wurde (Video). Beim Rundgang hört man immer wieder das bekannte, klingelnd-perlende Sichtbarkeits-Signal des frechen Kobolds. Wo er dann auftaucht, muss jeder und jede selbst herausfinden – es lohnt sich!

Den medialen Hintergrund liefern Filmeinspieler und Hörproben. Ein Blick hinter die Kulissen der Fernsehproduktionen ist über einen Touch-Screen möglich. Eine kleine Dokumentation erklärt die Machart der für den Film animierten Figur sowie die bereits in den 80er Jahren idealisierend wirkende Darstellung eines „dörflichen“ München.

Das Bett des rothaarigen Kobolds. Originalrequisite mit “Dummy”.

Originalrequisiten wie die im bäuerlichen Stil bemalte Schaukel und das Kobold-Bett werden gezeigt – auch das Holzpferdchen, das in einer besonders tragischen Folge eine wichtige Rolle spielt. Ebenfalls präsentiert wird der von der Schreiner-Innung München verliehene „Goldene Hobel“ für Verdienste um das Schreinerhandwerk. Ihn erhielt Eder-Darsteller Gustl Bayrhammer, wenngleich er kaum echte handwerkliche Tätigkeiten in seiner Hinterhof-Werkstatt ausführte. Erinnert wird auch an alle weiteren Sprecher, Darsteller und sonstigen Mitwirkenden, die das Pumuckl-Universum komplettierten.

Den goldenen Hobel verlieh die Schreinerinnung München. Auch er ist im Stadtmuseum Fürstenfeldbruck zu sehen.

Einmal selbst Kobold sein

Im Mitmachraum rechts der Treppe kann man sich im Pumuckl verlieren. Jede(r) darf in die Rolle des kleinen frechen Dichters schlüpfen. Entweder, indem man seinen Kopf durch die Guckloch-Figur streckt oder – vorausgesetzt das Kostüm passt – in das bereithängende gelb-grüne Gewand mitsamt Perücke schlüpft. Es gibt BR-Folgen, Hörspielangebote, Malmöglichkeiten und Papphocker mit Pumuckl-Sprüchen. Durch die Ausstellung begleitet ein Quiz, das ausgefüllt unbedingt mit nach Hause genommen werden sollte. Seine Rückseite zeigt ein Poster vom Pumuckl!

Papp-Hocker mit bekannten Pumuckl-Sprüchen dienen in der Mitmach-Ecke als Sitzgelegenheiten.

Einmal selbst Pumuckl sein …

Die Ausstellung lässt hoffen, dass der Pumuckl noch viele „siebzigdreizehn“ Jahre älter wird – aber nicht vernünftiger – und noch viele Freunde findet.

Tipp: Die „alten“ Pumuckl-Folgen des BR sind in der ARD-Mediathek abrufbar. Bei schlechtem Wetter lässt sich mit ihnen ein Ausflug in die eigene Kindheit machen.

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