Teppiche für den Außenbereich: Robuste Eycatcher. Wetterfeste Outdoor-Teppiche waren im Sommer 2016 das neue Accessoire für Garten und Terrasse.
Ein Trend-Guide mit Überblick über Materialien, Herstellungsarten, einige Hersteller und Anbieter sowie angesagte Modelle. Erschienen im Fachmagazin GartenDesign Inspiration.
Outdoorteppiche sind das neue Accessoire für den Freiluftwohnbereich. Sie geben Terrasse und Balkon den letzten Schliff, machen Sitzplätze zur Insel vor der eigenen Haustür. Mit den robusten Designobjekten lassen sich gekonnt Farbakzente setzen und so dem Lieblingsplatz im Garten eine persönliche Note verleihen.
Eine Loungeecke auf der Dachterrasse, ein Bistrotisch in einer romantischen Ecke oder eine große Tafel für ein Essen unter freiem Himmel – im Sommer zieht es die Menschen nach draußen. Zusammen mit den Hausbewohnern wandert auch der aus dem Interieur gewohnte Komfort ins Freie. In der Möblierung ebenso wie in passenden Accessoires und Dekorationen für Terrasse, Balkon und Garten spiegelt sich die Ausdehnung des Wohnzimmers ins Grüne. In den letzten Jahren haben Outdoormöbel die Anmutung und Bequemlichkeit der Interieur-Ausstattung adaptiert. Mit einer praktischen und wetterfesten Garnitur für Terrasse oder Balkon ist es heute nicht mehr getan. Möbel für den Außenbereich sollen, wie die Einrichtung für Wohn- und Esszimmer auch, hohe Designansprüche erfüllen. Sie bestechen durch die Vielzahl an Materialien und den hohen Komfort. Gestaltung und Mobiliar des Freiluft-Lebensbereichs unterstreichen den eigenen Stil, den man bislang nur im Hausinneren zeigte.
So groß wie das Angebot an Lounge-Möbeln für Garten und Terrasse sind inzwischen auch die Möglichkeiten, einen Bereich im Freien wohnlich zu gestalten. Accessoires wie Kissen, Lampen, Windlichter und Pflanzgefäße bereichern das Outdoor-Wohnzimmer. Darüber hinaus bietet eine Reihe von Herstellern und Händlern Teppiche für den Außenbereich an. In erster Linie erfüllen die aus Naturfasern sowie aus Kunststoffen angebotenen Teppiche dekorative Zwecke. Zusätzlich haben sie aber einen praktischen Nutzen. „Man kann damit günstig eine unschöne Bodenfläche überspielen, ohne einen neuen Terrassenboden oder Holzboden auf dem Balkon verlegen zu lassen“, sagt Christina Setzer von Greenbop in Hamburg.
Während im Innenbereich meist gestalterische Aspekte für einen Teppich sprechen, haben Outdoorteppiche das große Plus, einen in die Jahre gekommenen Untergrund schnell zu verändern. Ein hässlicher Beton- oder Plattenboden kann damit im Handumdrehen verschönert werden. Ein weiterer praktischer Effekt ist der Schutz der Füße vor aufgeheizten Bodenplatten und Holzbelägen. Auch werden splitternde Holzböden mit einem Outdoorteppich schnell zum sicheren Terrain für krabbelnde Kleinkinder oder Barfußläufer.
Der Outdoorteppich-Trend kommt aus asiatischen Ländern wie Thailand, aber auch Australien, hat das Schweizer Atelier Pfister ausgemacht. Vor allem in Asien haben Teppiche aus Naturfasern wie Kokosgarn ihren Ursprung. Für den zweiten Bereich – Teppiche aus Kunststoff – kann Amerika als Trendsetter gelten. Das zeigen beispielsweise von Barbara Becker entworfene Modelle.
Mehr Mut zur Farbe im Freien
Dank der Vielzahl der angebotenen Größen und Formen – rechteckig, quadratisch, rund oder als Läufer – lassen sich die verschiedensten Bereiche passend gestalten. Auch den Variationen an Farben und Mustern sind kaum Grenzen gesetzt – von eher grafischen und minimalistischen Dessins bis hin zum Orientteppich-Look. In der Praxis werden bei der Gestaltung des Freiluft-Wohnzimmers gern knalligere und lebendigere Töne eingesetzt. Jutta Syben, Geschäftsführerin und Gründerin von milanari.com, sagt: „Im Outdoorbereich geht der Trend zu kräftigen Farben. Die Leute sind mutiger und lassen ihrer Vorliebe für Farben freien Lauf.“
Die aktuellen Modelle aller Anbieter sind dementsprechend vor allem kräftige Farbtupfer. Die Wahl der jeweiligen Farbe hängt dann meist von der Hauptfarbe der Bepflanzung des Gartens ab. „Wer ein Faible für rote Blumen hat, kombiniert gern mit einem Teppich, der Rot enthält“, hat Syben festgestellt. Auch die Korrespondenz mit dem Mobiliar bestimmt die Farbwahl. Zu türkisen Eisenstühlen an einem Bistrotisch ergänze sich ein Teppich mit türkisfarbenem Muster optimal, sagt Syben.
In den Kollektionen der Anbieter herrschen als aktuelle Töne Farben wie Rot, Bronze, Aqua, Koralle und Khaki vor. Türkisblau sorgt bei vielen Kollektionen für einen dynamischen, frischen Akzent. Bei den Kunden gleichfalls beliebt sind die zeitlosen und neutraleren Farben Beige, Grau, Blau oder Platin.
Material: künstlich oder natürlich
Teppiche für den Außenbereich werden aus Naturmaterialien wie Kokosfaser oder aus Kunststoffen wie Polypropylen und Polyester gefertigt. Der neueste Trend ist laut Jutta Syben PET. Die Teppiche aus dem recycelten Kunststoff fühlen sich sehr weich an, so dass daraus sogar Kissen für den Outdoorbereich hergestellt werden. Hersteller wie Dash & Albert verarbeiten die PET-Faser, die sich weich wie Wolle anfühlt, und eine Polypropylen-Faser, die sich anfühlt wie Baumwolle.
Der Schweizer Hersteller Ruckstuhl stellt naturfarbene Teppiche aus Kokosgarn her. Je nach Modell wird dieses gewebt oder geflochten und anschließend genäht. „Die grobe Oberfläche verleiht den Teppichen ein archaisches Aussehen und erzeugt einen angenehmen Massageeffekt an den Füßen“, weiß Petra Herzig. Selbst im nassen Zustand habe ein Teppich aus Kokosfasern eine rutschhemmende Wirkung.
Pflegeleichte Gestaltungselemente
In der Pflegefreundlichkeit ähneln sich Kunststoff- und Naturprodukte, Farbechtheit garantieren jedoch nur hochwertige Kunststoffmodelle. Bei der Materialwahl sollte man bedenken, dass Kunststoffmodelle bei guter UV-Beständigkeit ihre Farbe behalten, während ein Naturprodukt durch Witterungseinflüsse (Nässe und Sonneneinstrahlung) und darauf stehende Möbelstücke seine typische Patina unterschiedlich stark ausgeprägt entwickelt.
Kunststoffmodelle können ebenso wie Teppiche aus Naturmaterialien einfach mit einem Gartenschlauch abgespritzt werden. Die Naturteppiche aus Kokosfaser von Ruckstuhl lassen sich mit einem Bürstensauger absaugen oder mit einem Teppichklopfer ausgeklopfen. Reinigungsmittel sind nicht erforderlich, bei hartnäckigen Verschmutzungen kann bei Teppichen aus Polyprophylen oder PET auch eine weiche Bürste in Kombination mit Spülmittel eingesetzt oder eine Wäsche in der Badewanne vorgenommen werden.
Alle befragten Hersteller und Anbieter raten, die Teppiche im Winter geschützt aufzubewahren, da Minusgrade den meisten Materialien schaden können. Am Ende der Saison sollten die farbenfrohen Unterlagen gereinigt und getrocknet werden, bevor sie aufgerollt in einem geschützten Raum auf ihren nächsten Auftritt im Freien warten.
Herstellung: Tuften und Weben
UV-Beständigkeit und Pflegeleichtigkeit sollten einen Outdoorteppich auszeichnen, der lange Freude bereitet. Bei Fertigung und Dessin gilt laut Ann Zuber vom deutschen Label Kymo: „Der Trend in Sachen Teppich ist aktuell flach und gern mit Musterung.“ Als Beispiel nennt sie das handgefertigte Modell MNML 101. Durch die spezielle Rückenverarbeitung läuft Regenwasser nach unten ab und staut sich nicht auf der Oberfläche.
Bei Kunststoffteppichen zeichnen sich vor allem zwei Fertigungsarten ab: Weben und Tuften. Beim Weben entstehen flache Gewebe durch das rechtwinklige Verkreuzen von Kett- und Schussfäden. Um einen Hochflor zu erzeugen, werden zusätzlich an jeden Kettfaden Flormaschen angeknüpft, die anschließend auf eine gleichmäßige Länge geschoren werden. Hochwertige Modelle verfügen über gekettelte Teppichränder, so dass sie auch bei hoher Beanspruchung ihre Form behalten.
Durch Tuften ist es möglich, dreidimensionale Flächen zu schaffen. Hierbei werden in eine textile Fläche, den Erstrücken, Fäden eingestochen, aber nicht vernäht. Die an der Oberfläche entstehenden Schlingen können aufgeschnitten werden. Da bei den auf diese Weise entstehenden Schnittflorteppichen der Faden auf der Rückseite nicht befestigt ist und leicht herausgezogen werden kann, wird er durch eine Rückenbeschichtung aus Latex oder einen Zweitrücken fixiert. Durch Scheren des Flors wird die Oberfläche strukturiert gestaltet. Die Preise für Outdoor-Teppiche hängen von der Webart ebenso wie vom verwendeten Material ab.
Ulrike Reschke / res
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Erschienen im Fachmagazin GartenDesign Inspiration 2/2016